Mitten im Unterricht begann es zu stinken. Es roch nach Schiesspulver. Kurz nachdem sie den Geruch wahrnahmen, war ein lauter Schuss im Flur hörbar. Daraufhin folgten weitere Schüsse. Darauf folge ein Alarm, aber nicht ein Feueralarm. Es was ein Amokalarm. Die Kinder folgten den Anweisungen ihrer Lehrerin und duckten sich unter ihren Pulten. Lena war im Flur, da sie gerade auf dem Weg zur Toilette war. Sie suchte nach einer offenen Tür. Sie rüttelte und drückte an jeder Türklinke, bis sich eine Tür öffnete. Sie betrat die Abstellkammer und schloss schnell die Tür hinter sich ab. Als sie sich duckte und sich umdrehte sah sie sie. Maire, Lenas grösste Feindin.
Da waren sie, zwei beste Freunde, die sich zerstritten hatten, gefangen in einem Raum. Die kleine, nach Rauch und Putzmittel müffelnde, Abstellkammer ist nicht der beste Ort, seiner Erzfeindin zu treffen. Es sah wohl so aus, als ob sie jetzt darin für mehrere Stunden aushalten mussten. Marie, die Erzfeindin von Lena, begann gleich klar zu stellen, dass Lena sofort aus der Kammer zu gehen, denn sonst werde sie es nicht mehr lebend herausmachen .
„Ich…. Ich habe keine andere Wahl, als hier drin zu bleiben“, meinte Lena mit ängstlicher, aber auch genervter Stimme : „Du kannst mich hier auch nicht herauswerfen! Es ist nicht so, als das dein Raum wäre. Zum anderen ist es keine Lösung, mich hier umzubringen. Auch finde ich-“.
Marie unterbrach sie und sagte: „Der Raum ist zu klein für uns beide, aber wenn du mir einen Gefallen machst, denke ich, dass du noch ein bisschen bleiben kannst.“
Man merkte an Lenas Gesichtsausdruck, dass sie nicht zufrieden war damit. „Okay, ich mache dir Gefallen aber nur, weil mir mein Leben wichtiger ist, als dein blöder Gefallen . Was für ein Gefallen ist es?“
„Ich habe da schon eine Idee, aber ich sage es dir es später.“, Dies war der letzte Wortwechsel, welchen sie für lange Zeit hatten, bis Lena anfing, Marie zu fragen, wieso sie eigentlich angefangen hatte, nicht mehr mit ihr zu reden.
„Ich habe von Jasmine gehört, dass du zu unserem Lehrer gegangen bist und ihm gesagt hast, dass Jasmine dich mobben würde, was sie aber nie gemacht hat. Auch hättest du ihm gesagt, dass ich dich mobben würde“, meinte Maire mit einer leicht genervten Stimme.
„Das habe ich nie gesagt!“, schrie Lena. „Wieso sollte ich so etwas machen? Wir waren ja beste Freundinnen. Auch wenn wir uns gestritten haben, ich würde keine derartige Lüge einfach so erfinden! Ich dachte mir immer, du hast unsere Freundschaft beendet, weil du Jasmine geglaubt hast und nie mehr wieder in der Pause zu mit kamst.“
„Ich kam jedes Mal zu dir und habe immer alles für dich gemacht. Du kamst ja nie zu mir. Das nervte mich ab einem gewissen Punkt und ich kam nicht. Ich wollte sehen, ob du zu mir kommen würdest. Du kamst nie und warst beleidigt. Ich kann und hätte nie mit so jemanden wie dir befreundet sein können.“
Beide diskutierten noch lange miteinander, bis Lena meinte, dass sie sich vielleicht doch ein bisschen falsch verhalten hatte. Lena war immer noch wütend, konnte sich aber beruhigen. Ab einem Zeitpunkt herrschte einfach nur noch Stille im Raum, da Maire nicht mehr mit Lena reden wollte. Was besser wäre, da die Abstellkammer sonst am Schluss ausgesehen hätte, wie eine Schlacht .
Sie hatten sich den ganzen Tag in der kleinen Abstellkammer eingeschloss. Bis sie sich endlich getrauten, Aus der Kammer herauszukommen. Sie waren keine Erzfeindinnen mehr, aber befreundet waren sie lange nicht. Als sie heraus kamen, strömte ihnen den Geruch von frischer und vor allem ehrlicher Luft entgegen. Als sie beide gerade weglaufen wollten, riefen Marie Lena nach und sagte: ,, Du musst mir keinem gefallen mehr tun. Ausser nicht immer andern zu glauben". Lena war erleichtert, bedankte sich und lief weiter.